Der Zug war pünktlich!
Eine kurze Meldung letzte Woche: Jeder 4. Fernzug in Deutschland hat Verspätung.
Von daher ist die Frage im Titel natürlich eine rhetorische. Wir können
vielleicht bald von der Besonderheit pünktlicher Züge berichten. Das Wetter
im Sommer, im Winter, Schnee und Stürme führen regelmäßig zu Ausfällen.
Die gute alte Zeit in 180 Jahren Eisenbahn gab es allerdings nie, wie der
Autor in einem Kapitel darstellt. Man fuhr in 4 Klassen und musste auf allerlei
Überraschungen gefasst sein. Dennoch war die Eisenbahn bis in die
60er Jahre das meist gebrauchte Verkehrsmittel.
Eine Definition von 1879 (für Juristen) spricht von einem Gefährt
aus Stahl auf Rädern, das „verhältnismäßig gewaltige Wirkung zu erzeugen
fähig ist.“
Zur Kulturgeschichte gehören natürlich die Eindrücke der Reisenden zu dieser
Neuerung, die das Leben nach 2000 Jahren einfacher Bewegung gewaltig
veränderte.
Was mir hier fehlt ist der Zusammenhang von Impressionismus und Eisenbahn
im 19.Jahrhundert. Das Fahrerlebnis mit Dampf und Geschwindigkeit, Licht, Farbe,
die flimmernde Atmosphäre der schnellen Fahrt ist von Impressionisten
wie Monet und Manet beeindruckend gemalt worden. Die ganze Kunstrichtung
ist hier von deutlich beeinflusst worden.
Diese neue Bahnfahrt ging natürlich in den Alltag ein: zwei Beispiele hierzu, ich verstehe nur Bahnhof, die höchste Eisenbahn, wurden zu Synonymen.
Auch das legendäre Kursbuch jährlich mit über 1000 Seiten, viele Abkürzungen,
heute natürlich im Management-Englisch, ERTMS = European Rail Traffic
Management System zeugen von der Welt der Eisenbahn.
Der Zeitgeist gibt die Richtung vor. „Privatisierung“ ist immer besser als Staat,
auch wenn privatisierte Bahnen immer schlechter fahren – die wirtschaftlichen
Interessen von Auto- und Flugzeugindustrie haben Vorfahrt. Auch gegen jede
soziale und ökologische Vernunft. Üppige Bonuszahlungen und Strecken,
die wegen maroder Weichen still gelegt werden, gehören zum selben System.
All diese Themen sind in dem Buch gut dargestellt, eine anregende Lektüre
für die nächste Bahnfahrt, die ab 200 km allerdings einiges teurer sein dürfte
als ein Flug von 2000 km.
W.Grünhagen
nach dem Hochsommer 2018
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